Segelerlebnisse / TörnberichteMaupiti Segeltörn

Törnvorschlag IAORANA

In der Sprache der Polynesier, speziell der Tahitien, bedeute Iaorana soviel wie guten Tag. Und ein guter Tag sollte es wieder werden, als wir auf unserem letzten Törn im Revier der Gesellschaftsinseln zwischen Huahine, Raiatea, Bora Bora und Maupiti unterwegs waren.

Auf nach Maupiti

An diesem Tag war Maupiti das Ziel, welches wir von Bora Bora aus erreichen wollten. Bora Bora ist natürlich die bekannteste dieser Inseln, zumindest hier bei uns in Europa, in Deutschland. Maupiti jedoch, ca. 25 sm westlich von Bora Bora und weit draußen im Pazifik gelegen, ist nach Auffassung aller Törnteilnehmer die wesentlich schönere Insel. Sie wird noch am wenigsten von Touristen frequentiert und so hat sich der natürliche Charme der Insel und ihrer Bewohner erhalten. Was uns freut, ist für die Menschen auf Maupiti ein Problem, da durch diese relative Isolation Arbeitsmöglichkeiten sehr rar sind. Darüber hinaus ist die Insel auch durch Ihre besondere Lagune und ihre Lage – quasi am Ende der Welt mitten im Ozean – sehr eindrucksvoll. Eine Besteigung des mit 370 m höchsten Berges ist im tropisch warmen Klima zwar anstrengend, aber unbedingt lohnend auf Grund der tollen Ausblicke. Kurz und gut genügend Gründe, um sich auf den Weg nach Maupiti zu machen.

An diesem Tag wurde zwar etwas wechselndes Wetter vorhergesagt mit gelegentlichen Regenswalls. Dafür aber auch Wind aus SE 10 bis 15 kn. So starten wir, eine kleine Flotte von sechs Katamaranen, nach dem Frühstück gegen 9 Uhr von unserem Liegeplatz vor dem Bora Bora Yachtclub und segeln nach dem Passieren der Passage aus der Lagune Richtung Westen – auf nach Maupiti. Der Wind kommt dann wie vorhergesagt und wir rutschen mit gemütlichen 5 bis 6 kn über den Ozean. Gelegentlich erwischt uns ein Swall mit den typischen Wind- und Regenfronten. Aber wir haben alle die Segel etwas gerefft und so stören diese Durchgänge der Swalls – oder man kann auch sagen, der sehr kleinen Tiefdruckgebiete – nur wenig. Ein Swall dauert ca. 10 bis 20 Minuten und der Wind nimmt in Böen auf 20 bis 30 kn zu, verbunden mit Regenschauern. Nachdem diese durch sind, reißt es meist auf und die Sonne scheint wieder heraus.

Die Passage in die Lagune

Gegen 14 Uhr sind wir auch schon vor Maupiti und versammeln uns, um nacheinander den Pass in die Lagune von Maupiti zu passieren. Die Einfahrt durch den Pass und dann weiter durch die Lagune bis weit hinein auf den Ankerplatz ist sehr gut betonnt, aber auch recht lang mit ca. 2,5 sm. Eine kleine echte Herausforderung stellt aber das erste Stück dieser Passage dar, da es unmittelbar am Pass eine Strömung und Brandungswellen gibt, die im Zusammenhang mit der relativ schmalen Einfahrt zu Schwierigkeiten führen können. Zwei gute Deckpeilungen sind eine gute Hilfe und wenn man die Grundgeschwindigkeit nicht zu niedrig wählt, ist das kein Problem. So auch für uns an diesem Tag und nacheinander rauschen alle Yachten durch diese erste Hürde in das relativ ruhige Fahrwasser in der Lagune. Jetzt gilt es nur darauf zu achten, dass die gut betonnte Fahrrinne trotz Strömung gehalten wird und man nicht seitlich versetzt wird. Korallenstöcke links und rechts neben der Fahrrinne sind die größte Gefahr für die großen Katamarane mit den GFK Rümpfen, Ihren Saildriveantrieben und für die Ruderblätter. Trotz geringer Tiefgänge lauert hier die Gefahr. Ein falsches Manöver und eine Berührung mit einem Korallenstock können schnell zum Ende des Törns führen. Gesehen habe ich schon vielfach Löcher im Rumpf, abgerissene Antriebe oder gebrochene Ruderblätter. Also aufpassen und nur nicht übermütig werden!

Thunderstorm

An diesem Tag kommt plötzlich ein neues Problem um die Ecke. Was noch aus der Ferne wie einer der üblichen Swalls aussah, entpuppt sich als ein rasend schnell auf uns zukommender Gewittersturm – Thunderstorm. Innerhalb kürzester Zeit ist eine weit entfernt stehende Wolke bei uns und wir mitten in der Fahrrinne zum Ankerplatz. Wind und Regen setzen schlagartig ein. Windgeschwindigkeiten in Spitzen bis 50 kn und Regen der quasi waagerecht fliegt. Die Sicht reduziert sich auf 20 bis 30 m und weniger. Der Regen peitscht auf die Haut schmerzhaft wie Hagelkörner. Orientierung auf Sicht ist nur möglich, indem die Skipper Tauchermasken aufsetzen und so die Augen schützen. Aber auch damit ist bei dem vielen Regen nur maximal 20 m weit zu sehen. Die nächste Tonne auf Sicht – keine Chance. Der Kartenplotter, auf dem die Fahrrinne, die Tonnen und die eigene Bewegung zu sehen sind, ist weit vom Steuer entfernt im Deckshaus, im Salon. Zwar sind die Positionen auch nicht immer genau, würden aber in dieser Situation sehr helfen. Zu diesem quasi Blindflug kommt noch eine starke Abdrift durch den enormen Wind. Dieser hat bei den relativ hohen Schiffsrümpfen in Verbindung mit den relativ geringen Tiefgängen leichtes Spiel. Es gibt nur eine Lösung, eine Entscheidung – Anker setzen. Egal ob Fahrrinne oder nicht. Egal, dass wir alle dicht hintereinander fahren und uns nicht gegenseitig sehen. Die Lage ist dramatisch und alle haben mehr oder weniger Probleme. Nur gut, dass wir ständig alle auf Empfang am Funk sind. So geht ein Funkspruch an alle raus mit der Information, dass das erste Schiff Anker setzt und alle dem folgen sollten. Also Anker ab und genügend Kette gesteckt, mindestens 5 fache Wassertiefe, so dass der Anker auch die Chance hat zu greifen und zu halten. Hoffentlich treffen wir keinen Korallenstock, denn natürlich rutschen wir etwas neben die Fahrrinne. Zum Glück aber Sandgrund und damit gute Bedingungen für die Pflugscharanker. Der Anker kracht ins Wasser, die Kette rauscht aus und die Bewegung des Bugs gegen den Wind zeigt, dass das erstmal geklappt hat. Nun den Hahnepot rein und die Maschine etwas mitlaufen lassen, so dass der Anker nicht die gesamt Last halten muss. Eine Minute warten und beobachten – das Manöver scheint geklappt zu haben. Kurzzeitig sind die anderen Schiffe zu sehen und alle sind dabei zu ankern. Eine Yacht slippt an uns vorbei, oh oh, der Anker hält nicht. Plötzlich ein Ruck, der Bug dreht sich in den Wind. Der Anker scheint einen Korallenstock erwischt zu haben und hat sich dahinter festgekrallt. Doch nicht so schlecht die Dinger – könnte man meinen. Die Kette rauscht aber weiter aus! Die Bremse der Winsch hält nicht. Mit einer kühnen Bewegung den Hahnepot in die laufende Kette eingeklinkt – Geschafft!! – kurz bevor die Kette am Ende ist und nur noch ein dünnes Bändsel die Kette samt Anker mit der Yacht verbindet. Das war knapp! Da kommt eine andere Yacht an Steuerbord vorbeigerutscht. Ah, noch zu wenig Kette – Kette stecken, Kette stecken, weiter, weiter und dann hält auch dieser Anker. Der Bug kommt uns bedrohlich nahe! Aber er schlingert gerade so an unserem Heck vorbei. Geschafft, alle Yachten hängen. Die Anspannung fällt ab und plötzlich bemerken wir unsere rote Haut vom peitschenden Regenschlag und natürlich sind die Temperaturen gefallen – wir schütteln uns vor Kälte! Kälte in der Südsee ? Wir trinken einen heißen Tee, wechseln die nasse Kleidung und plötzlich ist der Alptraum vorbei. Die Sonne kommt raus, alle Schiffe liegen am Haken, ein Rundruf per Funk bringt die Erleichterung – alles in Ordnung, keine gravierenden Schäden.

Nachdem wir uns kurz gesammelt haben und der erste Schrecken verdaut ist, heben wir die Anker und es geht die letzten Meter auf den eigentlichen Ankerplatz. Unser einheimischer Freund Richard erwartet uns schon und wir können beginnen, diese wunderschöne Insel zu genießen, uns auf die bevorstehenden Erlebnisse zu freuen und natürlich kommentieren wir , was wir da gerade erlebt haben. So einen Gewittersturm erlebt man sicher nicht oft und am besten gar nicht während einer Passage im Innenriff, in der Lagune. Am Ende muss man sagen, dass wir noch großes Glück hatten und auch ein wenig richtig reagiert. Jedenfalls werden wir ganz sicher noch genauer hinschauen auf die Regenwolken bevor wir eine solche Passage angehen. Trotz allem wurde es dann noch ein Guter Tag – was heißt das nochmal auf Tahitien – Iaorana!!

© Club Nautique GmbH 2017