Olaf im Interview
Hallo Olaf,
wir sind ziemlich neugierig darauf von Dir als „Gründer-Vater“ der Club Nautique GmbH ein paar Infos zur fast 30-jährigen Firmengeschichte zu erfahren.
Deine Heimatregion Vogtland liegt in Mitteldeutschland und wird ja jetzt eher mit hügeliger Mittelgebirgslandschaft als mit Küste, Meer und Segelsport in Verbindung gebracht. Wie ist es dennoch zu deiner Orientierung zur Seefahrt hin gekommen?
Interessante Frage. Also – solange ich denken kann, will ich schon zur See fahren. Während viele meiner Freunde als Kinder z.B. Lokführer oder Pilot werden wollten stand für mich immer fest: „Ich werde ein Seemann“!
Und diesen Plan habe ich dann auch konsequent durchgezogen. Nach der 10. Klasse ging ich zur damaligen DDR-Handelsmarine und habe dort zuerst einmal eine dreijährige Berufsausbildung absolviert. Die Ausbildung war mit dem Abitur gekoppelt, dadurch konnte ich ein Studium zum Offizier der Handelsmarine anschließen. In dieser Zeit bin ich immer zur See gefahren, die Ausbildung war also dual/berufsbegleitend. Das Studium hätte ich als Dipl. Ing. Nautik abgeschlossen.
Durch die Wende wurde der Traum vom „Seemann“ bei der Handelsmarine jedoch jäh beendet. Die Handelsmarine wurde komplett aufgelöst und die ursprüngliche „Seefahrer-Romantik“ wurde nach und nach von der uns bekannten, industriellen Container-Schifffahrt abgelöst. Das war absolut nicht mehr meine Welt, ich musste und wollte mich deshalb neu orientieren.
Also hatte ich mich Anfang der 90er Jahre am Markt umgeschaut um die Möglichkeiten auszuloten, mein erstes Ziel „Hochseesegeln, also segeln auf dem Meer“ in die Tat umzusetzen. Ich startete als Skipper für Gast-Crews auf einer ersten Segelyacht, in den verschiedensten Revieren, so z.B. an der französischen Riviera, in Lavagna südlich von Genua oder auch in Slowenien.
Und wann hast Du dann die Bootsschule eröffnet?
Naja – das war eigentlich nur noch ein kleiner Schritt, hat sich dann ganz schnell ergeben. Immer mehr Crewmitglieder wurden von meiner Segelleidenschaft angesteckt, entsprechend stark stieg auch die Nachfrage nach einer fundierten Segelausbildung. Das war dann der Start der Club Nautique Bootsschule. Begonnen haben wir zuerst im mitteldeutschen Raum, also Vogtland, Sachsen und Thüringen, mittlerweile werden unsere Kurse für Bootsführerscheine bereits an 10 Standorten, bis Ulm in Baden-Württemberg angeboten. Interessant zu erwähnen ist, dass diese Standorte alle von Skipper-Kollegen geleitet werden, die ich damals zunächst als Mitsegler bei mir an Bord hatte.
Übrigens noch eine Anmerkung zu Deiner Eingangsfrage. Die Affinität der Vogtländer, wie überhaupt der Binnenlandbewohner zum Meer hat Tradition. Auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber 70% der Besatzungen unserer Handelsschiffe kamen aus dieser Region.
Und dann das Qualitätssiegel „anerkannte DSV-Segelschule“?
Ja genau. Obwohl den Bereich Nautik von der Pike auf gelernt habe, gibt die DSV-Zertifizierung den Kursteilnehmern das Gefühl, in der richtigen Bootsschule bzw. Segelausbildung zu sein – ein Qualitätssiegel eben.
DSV-Zertifizierung: Qualitätssiegel für eine Top-Segelausbildung!
Um das DSV-Zertifikat zu erhalten musste ich an einem Zertifikatslehrgang teilnehmen. Wir Lehrgangsteilnehmer sollten ein tieferes Verständnis für das, den einzelnen Sportbootführerscheinen zugrundeliegenden Regelwerkes entwickeln. Dieses Verständnis musste ich dann in einem dreitägigen Prüfungszyklus (Theorie und Praxis) in Glücksburg unter Beweis stellen. Geprüft wurden übrigens theoretische Kenntnisse und praktische sowie didaktische Fähigkeiten. Jeder von uns Prüfungskandidaten musste eine Lehrstunde vorbereiten und durchführen, die dann bewertet wurde. Mein Ende der 80er Jahre eingeschobenes Pädagogikstudium war dabei sehr hilfreich.
Alles in allem halte ich das Zertifikat „DSV anerkannte Segelschule“ für eine gute Sache, die Entscheidung mich darum zu kümmern war sinnvoll und richtig.
Ok – und wie stark ist jetzt der Zulauf in den Club Nautique Bootsschulen?
Du, die Buchungen für unsere Kurse sind gleichbleibend gut – das liegt auch daran, dass wir aktiv auf die Leute zugehen und vor Ort in den Städten und Regionen die theoretische Ausbildung durchführen.
Ausbildung zum Bootsführerschein Region Dresden: Club Nautique GmbH
Das geht soweit, dass wir auf Anfrage auch zu den Interessenten direkt hinkommen, so z.B. in Firmen oder in die Feuerwehr oder zur Wasserwacht usw. – ein solides Partnernetzwerk also, über das wir die Kursteilnehmer betreuen. Unsere regionalen Partner, bei denen die Sportbootführerschein Theorie-Kurse stattfinden sind u.a.:
Tauchshop „Flipper“ – Mario Süß, Zwickau
HTW, Dresden
TU, Dresden
Fahrschule Oehm, Rodewisch
TU, Chemnitz
TU Bergakademie, Freiberg
Sportboote Zisowsky, Irfersgrün/Lengenfeld
Über die Jahre hat sich hier ein richtiges System etabliert. Club Nautique ist vor Ort und mittlerweile auch bestens bekannt.
…und die praktische Ausbildung?
Die praktische Ausbildung erfolgt immer auf dem Gewässer, das von der Prüfungskommission für die Prüfung zum Sportbootführerschein festgelegt wurde. Somit stellen wir sicher, dass die Kursteilnehmer mit der speziellen Prüfungssituation vertraut sind. Viele fragen sich übrigens, wieso man den Sportbootführerschein See im Binnenland machen kann, vielleicht sogar, ohne vorher das Meer gesehen zu haben.
Aus meiner Sicht verhält sich das so: Der Sportbootführerschein See ist die Pflicht und ein erster Schritt in die maritime Welt. Es ist für mich kein Widerspruch, wenn der SBF auf einem Binnengewässer erlangt werden kann. Er ist sehr theorielastig und soll keine große Hürde für die folgende „Karriere“ als Hobby-Seemann darstellen. Segelpraxis bzw. die Fähigkeit sicher ein Boot zu manövrieren, lernt man dann in der Segelausbildung bzw. auf unseren Ausbildungstörns z.B. zum Sportküstenschifferschein (SKS) im Mittelmeer.
Olaf, danke dass Du Dir die Zeit genommen hast.